Garten 52 Jasmin Geneviève Ahmad

Natur umgibt uns, im Großen wie im Kleinen, sichtbar wie unsichtbar, oft resilient und gutmütig. Wenn ich meinen Blick durch die Straßen schweifen lasse, dauert es immer ein Weilchen, mich darauf einzulassen, wirklich zu sehen: Die kleinen Triebe, die durch den Asphalt brechen, das Moos, das sich zwischen Treppenstufen schmiegt, das Efeu, das leise, aber unerbittlich seinen Raum an viel zu neuen Fassaden zurückfordert. Als wollten sie sagen, wir wollen gar nicht stören, den Kopf nur auch ein wenig in die Sonne recken.
Unwillkürlich personifiziere ich diese ‚Dinge‘, die ja keine sind: die traurige Palme, die mit ihren trockenen Blättern ans Fenster klopft und die Hecke, die unermüdlich versucht, aus ihrem Beschnitt herauszuwachsen. Sie bergen etwas Tröstliches, das Versprechen, dass sich mit Geduld und ein wenig Hartnäckigkeit auch größte Widrigkeiten überdauern lassen.

Abbildung: Jasmin Geneviève Ahmad